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| Pressemitteilung

Sturmfluten: Nur jeder Zweite fühlt sich bedroht – Sensibilität für Klimawandel nimmt ab

Am Helmholtz-Zentrum Geesthacht erforschen Wissenschaftler, wie Menschen in Hamburg Risiken durch den Klimawandel einschätzen. Sturmfluten und Überschwemmungen werden als größte Gefahr für die Stadt gesehen. Jedoch nur jeder zweite fühlt sich persönlich bedroht.

Wie sicher fühlen sich die Menschen hinter den Deichen? Das Institut für Küstenforschung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht befragt seit 2008 jährlich die Hamburger zum Klimawandel und den möglichen Folgen. Ein Ergebnis: Nur jeder Zweite fühlt sich persönlich bedroht. Für ein reibungsloses Risikomanagement ist es wichtig, wie die Menschen Gefahren einschätzen und ob sie auf einen Ernstfall vorbereitet sind.

Fischmarkt Hamburg unter Wasser

Im November 2007 fegt Sturmtief Tilo über die Nordsee und führte in Hamburg zu den höchsten Pegelständen seit acht Jahren. Der Hamburger Fischmarkt und tief liegende Hafengebiete wurden überschwemmt. Foto: Christian Meyer

Bei der Sturmflut in der Nacht vom 16. auf den 17. Februar 1962 befand sich die Nordsee mitten in Hamburg. Gefühlt ist das Meer für die Hanseaten sonst weit entfernt.
Allerdings: Mit schlimmen Sturmflutereignissen wandelte sich das Bewusstsein der Hamburger.

War man sich in den Jahren vor 1962 der Gefahren durch Sturmfluten wenig bewusst, so wurde nach der Katastrophe großflächig in den Hochwasserschutz investiert. Das Leben hinter den Deichen erschien wieder sicher.

Heute wird im Hochwasserschutz auch ein möglicher Anstieg der Sturmfluten durch den Klimawandel berücksichtigt. Und trotzdem: Sehr schwere Sturmfluten wie 1962 können sich wiederholen.

Nach derzeitigem Kenntnisstand wird der Hochwasserschutz zwar noch bis etwa 2030 so wirksam sein wie heute; danach muss die Situation jedoch neu bewertet werden. Menschen die in möglichen Überschwemmungsgebieten leben, sollten sensibel für die Gefahr sein und auf das Eintreffen des eigentlich Undenkbaren, zumindest gedanklich, vorbereitet sein.

Wissenschaftler erforschen Gefahreneinschätzung

Prof. Dr. Beate Ratter vom Institut für Küstenforschung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht fragt Menschen in Hamburg nach ihrer Einschätzung zum Klimawandel und den möglichen Risiken für die Stadt. „Das Wissen um das Risikobewusstsein der Bevölkerung ist wichtig für das Katastrophenmanagement“, erläutert Ratter. „Das seit der Sturmflut von 1962 geschaffene Sicherheitsgefühl kann im Ernstfall schwere Folgen haben“, sagt Ratter.

Denn das öffentliche und persönliche Handeln während einer Katastrophe funktioniert nur dann gut, wenn das Risiko richtig eingeschätzt wird. Seit 2008 erfragt das Forschungsinstitut forsa (Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analyse mbH) im Auftrag des Instituts für Küstenforschung diese Risikoeinschätzung jährlich bei 500 Hamburger Bürgern in einer Telefonumfrage.

Mehr als 80 Prozent sehen in Sturmfluten die größte Gefahr für Hamburg

Welche Naturkatastrophe hätte die schwersten Folgen? Etwa 80 Prozent der Befragten, die den Klimawandel als große oder sehr große Bedrohung für Hamburg betrachten, sehen in Sturmfluten und Überschwemmungen das größte Risiko für die Stadt. Diese Zahl ist seit 2008 konstant.

Anders wird die Bedrohung des Klimawandels für die Stadt Hamburg eingeschätzt. Hier ist ein Abwärtstrend zu erkennen. Im Vergleich: 2008 hielten 61 Prozent der Hamburger den Klimawandel für eine sehr große bis große Bedrohung. 2011 sind es nur noch 44 Prozent. Allerdings erwarten 60 Prozent spürbare Folgen in den nächsten zehn Jahren. Wie in den Jahren zuvor schätzen vor allem Männer und Personen über 60 Jahre die Folgen des Klimawandels als weniger bedrohlich ein. Nur neun Prozent der Hamburger sehen im Klimawandel überhaupt keine Bedrohung für die Stadt.

Bei der Frage nach der persönlichen Betroffenheit blieben die Werte in den letzten Jahren weitgehend konstant. Etwa die Hälfte der Befragten fühlt sich von Sturmfluten, Hitzewellen oder Starkregen persönlich bedroht.

Die Ergebnisse der Studie zeigen: Von Jahr zu Jahr werden die Risiken durch den Klimawandel geringer eingeschätzt. Dieser Trend ist offensichtlich kein auf Hamburg beschränktes Phänomen. Diese Tendenz lässt sich weltweit beobachten. Zumindest in Hamburg spielen andere Probleme eine größere Rolle: Ganz weit vorne liegen Bildungs- und Verkehrspolitik.

Um für Hamburg den Trend zum Risikobewusstsein fortzuschreiben, werden die Umfragen weiter laufen. Die nächste Befragung findet im März/April 2012 statt.

Weitere Informationen

Zur Studie „Risikobewusstsein der Hamburger Bürger für den Klimawandel“ Zur Abteilung „Sozioökonomie des Küstenraumes“ am Institut für Küstenforschung

Kontakt


Dr. Torsten Fischer
Dr. Torsten Fischer Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Helmholtz-Zentrum Geesthacht

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